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Stadt Gütersloh: leichte Verschlechterung im ADFC-Fahrradklima-Test
16.03.21Kategorie: Gütersloh
Dalkestadt holt im Test der Radfahrenden die Note 3,9
Gütersloh/Berlin. Beim heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2020 holt sich Gütersloh die Schulnote 3,9. Gegenüber der Schulnote 3,8 im Jahr 2018 ist dies ein leichte Verschlechterung. 430 Gütersloher haben im Herbst letzten Jahres an der bundesweiten Befragung teilgenommen, so viele wie nie zuvor.
Die Gütersloher Radfahrenden sind besonders in den Bereichen Ampelschaltungen, Falschparkerkontrolle und Breite der Radwege unzufrieden. Mit einer Durchschnittsnote von 4,8 oder 4,9 sind die Benotungen gegenüber 2018 sogar in allen drei Bereichen nochmals schlechter geworden.
„Die Gütersloher Radfahrenden merken, dass es hier nicht vorangeht. Wenn selbst bei umfassenden Sanierungsmaßnahmen wie an der Verler Straße in Spexard wieder Drückampeln eingebaut werden und die Regelbreiten für Radwege nicht eingehalten werden, ist es logisch, dass die Gütersloher Radfahrenden hierfür reihenweise die Schulnote 5 oder gar 6 verteilen“, erklärt Daniel Neuhaus, Vorsitzender des Gütersloher Kreisverbands des ADFC.
Allein 38 Befragte haben darüber hinaus Kommentare zu den Ampelanlagen der Stadt hinterlassen – noch vor der immer noch fehlenden B61-Brücke das klare Aufreger-Thema Nummer 1 der Gütersloh Radfahrenden. Daniel Neuhaus zitiert aus einer Zuschrift: „Ich habe gelernt, dass die fürchterlichen Bedarfsampelschaltungen auch Bettelampeln genannt werden. Davon haben wir in Gütersloh wirklich enervierend viele. Selbst meinen Kindern fällt auf, dass für die Autos immer automatisch grün wird, während wir mit dem Rad drücken müssen und die Grünphase sich dann auch noch teilweise deutlich von der für die Autos unterscheidet.“
Lichtblicke gab es dagegen bei der Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,3), geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung (Note 2,5) und der Möglichkeit, Ziele direkt und zügig mit dem Fahrrad zu erreichen (Note 2,7). „Das zeigt uns auch, dass Gütersloh durchaus Potential hat, eine richtige Fahrradstadt zu werden“, so Neuhaus. Für die Einrichtung der Fahrradstraßen gibt es einiges an Lob, jedoch wird bemängelt, dass hier noch immer zu viele Autos unterwegs sind, die sich zudem oft nicht an Tempolimits oder Überholabstände halten.
Im NRW-Ranking auf Platz 1 und bundesweit auf Platz 13
Die Augen gerieben haben sich die ADFC-Verantwortlichen beim Vergleich der Stadt Gütersloh mit anderen Städten in der gleichen Größenklasse. Hier erreicht Gütersloh von 41 Städten bundesweit den Platz 13. Unter den NRW-Städten in der Größenordnung holt Gütersloh sogar den 1. Platz, knapp vor Hamm. Durch das Übersteigen der 100.000 Einwohnermarke ist Gütersloh nun auch im Fahrradklima-Test in die Größenklasse der Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner vorgedrungen, in der sich in NRW mit Ausnahme von Paderborn nur Ruhrgebietsstädte tummeln.
„Man darf sich von diesem guten Rang in NRW jedoch nicht täuschen lassen“, so Daniel Neuhaus. Wenn man mit der Note 3,9 Klassenprimus unter den Städten vergleichbarer Größe sei, werfe das ein bezeichnendes Licht auf die Fahrradfreundlichkeit in ganz NRW. Darüber hinaus sei die Note auch ein Signal für die Stadt Gütersloh, die Anstrengungen zu intensivieren, insbesondere weil sich die Note im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test 2018 leicht verschlechtert habe.
Gespräche mit der Stadt geplant
Der ADFC wird die Ergebnisse mit der Stadt Gütersloh besprechen. Ein erster Austausch steht bereits am Donnerstag auf der Tagesordnung der Arbeitsgemeinschaft Fuß und Rad. „Natürlich wünschen wir uns sehr, dass die Stadt Gütersloh und die Politik die Impulse aus dem Fahrradklima-Test aufgreifen. Der Wille ist nach unserer Einschätzung häufig vorhanden, jedoch fehlt es zu oft an Personal, um die Ideen in die Tat umzusetzen“.
Rekord: Rund 230.000 Teilnahmen, 1.024 Städte in der Wertung
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Rund 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 15 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.024 Städte bundesweit und zwölf aus dem Kreis Gütersloh kamen in die Wertung, beides Rekordwerte.
Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Stadt in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei Städten über 100.000 Einwohner mindestens 75 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit über 200.000 Mitgliedern, der die Interessen von Radfahrern und Fußgängern unterstützt. Zu den Tätigkeitsschwerpunkten zählt Verkehrspolitik, die Durchführung von Radtouren und Verbraucherschutz.
Im Kreis Gütersloh ist der Verein mit einem eigenständigen Kreisverband vertreten. Die ehrenamtlichen Aktiven im Kreisverband Gütersloh bieten jedes Jahr ein Programm mit zahlreichen geführten Radtouren an, die auch für Nicht-Mitglieder offen stehen. Über Info-Stände und Pressemitteilungen werden die Bürger im Kreis Gütersloh zudem über Neuigkeiten rund ums Fahrrad informiert. Mit den Städten und Gemeinden ist der ADFC Gütersloh in intensivem Kontakt und stellt mit der Mängel-Datenbank eine Infrastruktur bereit, um für eine schnelle Beseitigung von Mängeln an Radverkehrsanlagen zu sorgen.
Der Fahrrad-Club ist im Internet sowohl unter www.adfc-guetersloh.de als auch in Facebook unter den Stichwörtern „ADFC Gütersloh“ zu finden.