ADFC möchte angesichts der Pandemie mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer
15.04.20Kategorie: Gütersloh
Verband fordert auch die kurzfristige Abschaffung von Bettelampeln
Gütersloh. In einem offenen Brief an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst fordert der ADFC Landesverband NRW zusammen mit Mobilitätsinitiativen und Radentscheiden eine Corona-sichere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger. Dem Aufruf haben sich auch der Kreisverband Gütersloh des ADFC und der Radentscheid Bielefeld angeschlossen.
„Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Doch der empfohlene Mindestabstand von 1,5 bis 2 Meter ist auf den bestehenden Fuß- und Gehwegen fast nirgendwo einzuhalten“ so Daniel Neuhaus, Vorsitzender des ADFC Gütersloh. An vielen Stellen werden Radfahrer auf enge Radwege gezwungen, die sogar in beide Richtungen benutzungspflichtig ausgeschildert sind.
Der ADFC hatte sich bereits im Januar im Rahmen eines Bürgerantrags dafür eingesetzt, dass in Höhe der Baustelle Kaiserquartier an der Friedrich-Ebert-Straße die rechte Spur mit Warnbaken von der linken Kfz-Spur getrennt wird und dem Rad- und Fußverkehr zur Verfügung gestellt wird. Diese Maßnahmen hielt der ADFC schon weit vor der Corona-Pandemie für zwingend erforderlich, da „die Radfahrer auf dem engen gerade mal 1,60m breiten Radweg gegenüber der Baustelle Kaiserquartier auf einen Kollisionskurs geschickt werden“.
Da in vielen Städten durch die Pandemie der Kfz-Verkehr stark zurückgegangen ist aber der Radverkehr gleichzeitig gestiegen ist, werden in immer mehr Städten sogenannte Pop-Up-Bikelanes mit geringem baulichem Aufwand aber hohem Effekt für Radfahrer eingerichtet.
Die kolumbianische Metropole Bogotá hat es mit 117 Kilometern neuen Radspuren auf Hauptverkehrsstraßen vorgemacht, auch die deutsche Hauptstadt Berlin schafft im Eiltempo mehr temporäre Radspuren. „Berlin hat gezeigt, dass Popup-Bikelanes quasi über Nacht möglich sind. Das kann in Corona-Zeiten jede Stadt in Deutschland an Hauptverkehrsstraßen schaffen!“, so Neuhaus. Umso unverständlicher sei, dass der Bürgerantrag des ADFC für die Friedrich-Ebert-Straße von Seiten der Stadtverwaltung abgelehnt worden sei, obwohl die neue Corona-Situation mit generell einzuhaltenden Mindestabständen im öffentlichen Raum noch hinzugekommen wäre.
Erschwerend kommt in Gütersloh noch hinzu, dass Radfahrer und Fußgänger an vielen Ampeln ein Grünsignal per Knopfdruck anfordern müssen. „Das ist in Pandemie-Zeiten noch bedenklicher als sonst schon, da die Menschen ja keine Flächen berühren sollten, mit denen andere Menschen in Kontakt kommen“, so Neuhaus. „Bettelampeln mit minutenlangen Wartezeiten und viel zu kurzen Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer verstärken sogar Gruppenbildung.“
Die Radfahrer aus Gütersloh vergeben Ihrer Stadt seit Jahren im Bereich Ampelschaltungen besonders schlechte Noten im großen ADFC-Fahrradklimatest. Bei der letzten Erhebung Ende 2018 wurde der Bereich Ampelschaltungen unter 30 Kriterien mit der Schulnote 4,7 am schlechtesten bewertet. „Die Zeit ist überfällig, die lästigen Bettelampeln ein für alle mal abzuschaffen“, so Neuhaus – und das nicht nur an der Friedrich-Ebert-Straße, an der Radfahrer durch die Baustelle zwei zusätzliche Straßenquerungen vornehmen müssen sondern großflächig.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit über 200.000 Mitgliedern, der die Interessen von Radfahrern und Fußgängern unterstützt. Zu den Tätigkeitsschwerpunkten zählt Verkehrspolitik, die Durchführung von Radtouren und Verbraucherschutz.
Im Kreis Gütersloh ist der Verein mit einem eigenständigen Kreisverband vertreten. Die ehrenamtlichen Aktiven im Kreisverband Gütersloh bieten jedes Jahr ein Programm mit zahlreichen geführten Radtouren an, die auch für Nicht-Mitglieder offen stehen. Über Info-Stände und Pressemitteilungen werden die Bürger im Kreis Gütersloh zudem über Neuigkeiten rund ums Fahrrad informiert. Mit den Städten und Gemeinden ist der ADFC Gütersloh in intensivem Kontakt und stellt mit der Mängel-Datenbank eine Infrastruktur bereit, um für eine schnelle Beseitigung von Mängeln an Radverkehrsanlagen zu sorgen.
Der Fahrrad-Club ist im Internet sowohl unter www.adfc-guetersloh.de als auch in Facebook unter den Stichwörtern „ADFC Gütersloh“ zu finden.